Autoren-Interview mit Nina Casement – Über Meteoriten und andere Katastrophen


In “Wild Card – Ein postapokalyptischer Roadtrip” erzählt Nina Casement die Geschichte von Kore, die sich nach einem Meteoriteneinschlag allein durch die zerstörte Welt schlagen muss. Ihre Reise scheint schier endlos zu sein und Hunger, Durst und Einsamkeit prägen ihren Weg. Doch Kore kämpft um ihr Dasein und um einen Weg, weitere Überlebende zu finden.

Hallo Nina! Erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Ich würde sagen wir starten direkt durch? Neben deiner Dystopie hast du ja auch schon einen Fantasy-Roman und einen Thriller veröffentlicht.  Hand aufs Herz: Gibt es für dich ein „Komfort-Genre“?

Nina: Gerne! Tatsächlich mag ich nahezu alle Genres. Im Rahmen von Kurzgeschichten habe ich auch schon Horror, Mittelalter und Science Fiction geschrieben. Was mir hingegen gar nicht liegt, sind Kinder- und Jugendbücher, auch nicht Young Adult oder New Adult. Und weder Romantik noch deren Abkömmlinge (Romantasy etc.). Zu den Genres fehlt mir einfach der Bezug.

Also darf es bei dir schon immer eher etwas mehr Spannung sein?

Nina: Zumindest keine Liebesgeschichte! Geschichten, die mich herausfordern, die viel spannende Recherche und komplexe Charaktere erfordern, reizen mich – beim Lesen ebenso wie beim Schreiben. Pageturner kann, muss aber nicht.

Wild Card erinnert schon fast an einen Survival-Ratgeber so viele Tipp, Tricks und Kniffe wie Kore verwendet. Da eröffnen sich bei den Recherchen anfangs doch bestimmt mehr weitere Fragen und Probleme, als dass sie Antworten liefern, oder?

Nina: Es ging eigentlich, aber ich bin auch relativ strategisch vorgegangen, sozusagen von Problem zu Problem. Außerdem lese und sehe ich gerne sowohl fiktive Katastrophen als auch Postapokalypsen, dabei kommt man glaube ich nie umhin, sich selbst zu fragen, wie man dieses oder jenes lösen würde, oder?

Fasziniert dich denn etwas ganz besonders an solchen Katastrophen-Szenarien? Eher das Davor, Währenddessen oder Danach?

Nina: Definitiv das Danach, ich mag auch Lost Places sehr gerne. Wobei das Währenddessen durchaus spannend wäre – aber eher aus einer sicheren Position heraus!

Warum hast du dich denn eigentlich für einen Meteoriten entschieden? Oder gab es verschiedene Ideen für die Rolle des Weltenvernichter?

Nina: Ein Meteorit vereint alles:  Eine Feuerwalze, die einmal um den Erdball rast, Winde mit mehr als 1000 Stundenkilometer, Druckwelle, gigantische Flutwellen und ein Erdbeben, wie die Menschheit es noch nie zuvor erlebt hat. Dazu kommen noch der EMP (Elektromagnetischer Impuls) und die sekundären Schäden, vor allem der Ausfall der Kühlung jedes Atomkraftwerks. Ich bin der festen Überzeugung, dass es keine anderen Katastrophen gibt, die tatsächlich zu einer (fast) gänzlichen Auslöschung der Menschheit führen kann, auch keine Pandemie. Daher war der Meteoriteneinschlag tatsächlich sogar die Grundidee, die überhaupt zum Buch führte. 🙂

Der Meteorit selbst war also sozusagen der Ursprung. Aber gibt es auch bestimmte Bücher, die dich zu der Dystopie inspiriert haben, oder dienten dir bestimmte Situationen als weitere Inspiration?

Nina: Ehrlich gesagt, habe ich mich bei genanntem Lesen und Sehen der passenden Genres oft geärgert, wenn Darstellungen menschlich unrealistisch oder naturwissenschaftlich falsch waren. Daraus hat sich schon ein gewisser Ehrgeiz entwickelt, es einmal besser zu versuchen. (Ob das gelungen ist, mögen die Leser beurteilen! 🙂 Anna wirft an dieser Stelle ein Nicken ein!)
Inspirierende Situationen sind für mich immer Reisen, vor allem Fernreisen. Ich wandere nicht gerade zu Fuß von Lappland nach Kapstadt, dafür fehlen mir leider Mut, Zeit und Fitness, aber ich reise beispielsweise immer internetfrei. Das gibt mir die Möglichkeit, mich mehr auf wenige Aspekte zu konzentrieren: Wo schlafe ich heute, was esse ich heute, wie komme ich weiter und wohin möchte ich.

Kore hat ja eine längere Reise vor sich, die auch ihre Spuren hinterlässt. Hat ihr Weg sich genauso entwickelt, wie du es dir anfangs gedacht hast, oder hat er dich auch manchmal überrascht?

Nina: Eine grundlegende Idee von den Stationen hatte ich schon. Aber manchmal ergaben sich beim Schreiben oder Recherchieren natürlich Ideen, von denen ich das Gefühl hatte, sie würden gut reinpassen. Und manche Probleme konnte ich erst mit der Zeit lösen, beispielsweise wie ich Kore über das Meer bringe!

Dann sind dir einige Teile der Reise vermutlich schwerer gefallen als andere? Hat dir eine Szene beim Schreiben besonders viel Freude gemacht?

Nina: Schwer zu sagen – auf jeden Fall hat mir die Zahn-Szene am wenigsten Spaß gemacht! (Anmerkung aus dem 1ooMorgenwald: Mir hat die Szene auch keine große Freude gemacht 😀 Dank meiner Weisheitszahn-OP hab ich bei der Szene echt gelitten!) Manche Bilder fand ich sehr spannend, beispielsweise die aufgelassene Fabrik, das Einkaufscenter vor Saragossa (das es übrigens wirklich gibt) und das Tscherenkow-Leuchten – schaurig, aber schön.

An dieser Stelle nochmal lieben Dank an Nina, die sich Zeit für dieses Interview genommen hat. So kann ich euch einen kleinen Einblick hinter die Kulissen gewähren, aber vor Allem hoffe ich, dass wir euch auf diese Geschichte nun so richtig neugierig machen konnten! Eine Rezensionen findet ihr hier am 21.02.21 🙂

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