Davor und Danach


Dystopie

von Nicky Singer aus dem Dressler Verlag //

Eine endlos erscheinende Reise 

„Jetzt frage ich mich, ob es das ist was Heimat bedeutet: Irgendwo zu laufen, wo du keine Karte brauchst. Wo dir die Landschaft ins Herz gebrannt ist.“

In Mhairis Welt gibt es zu viele Menschen und Wasser findet man nur noch im Norden. Doch als ihre Heimat Schottland die Grenzen schließt, ist das junge Mädchen gerade im Sudan und muss sich ihren Weg zu ihrer Großmutter allein hart erkämpfen. Auf ihrer Reise begegnet sie einem kleinen Jungen und für Mhairi geht es jetzt um mehr als nur Überleben…

Das Thema ist aktuell und greifbar: Klimawandel, Wassermangel, Überbevölkerung. Doch leider kam mir das sogar oft zu kurz. Selten wird direkt auf die Ursachen geschaut oder auf den Rest der Welt. Man begleitet nur Mhairi und selbst da nur einen kleinen Ausschnitt ihres Weges, der kurz vor ihrem Ziel liegt. Das ist mein erster Kritikpunkt, da ich schon gern eher in die Geschehnisse eingetaucht wäre. So kennt man nämlich nur die starke Mhairi und nicht das Kind, dass sie davor war.

In den zehn bis elf Monaten, die Mhairi ohne uns unterwegs ist, hat sie nämlich schon eine Menge erlebt und viele Kilometer hinter sich gebracht. Deswegen ist sie nun taff, stark und hart. Auf der einen Seite gefällt mir das, weil es zeigt, wie viel Mhairi ertragen musste und was es mit ihr gemacht hat. Auf der anderen Seite kamen bei mir deshalb meist keine Emotionen an. Auch die meisten anderen Figuren blieben für mich fern und ich habe mich häufig über ihr für mich völlig unverständliches Verhalten geärgert. Der kleine Junge ist mein Liebling in der Geschichte. Er besticht mit Intelligenz und Mut.

Der ganze Schreibstil wirkt auch sehr distanziert. Die Kapitel und Sätze sind kurz und Mhairi erzählt zwar ihre Geschichte selbst, doch bleibt sie dabei sehr nüchtern. Wieder bin ich zwiegespalten: Es ist authentisch, dass Mhairi ihre Gefühle verdrängt. Aber so kommt eben auch bei mir als Leser wenig an.


Fazit

Ich hatte leider erwartet, dass mich die Geschichte mehr erreicht. Das Thema ist so sensibel und normalerweise gehen mir so zukunftsnahe Dystopien immer am nächsten. Aber jedes Mal wenn ich dachte, dass das Buch nun mehr an meine Gefühle appelliert, wurde es danach wieder so nüchtern. Und das Ende hat mich leider gar nicht zufrieden gestellt. Trotzdem hat mich das Buch zum Nachdenken angeregt und durch den guten Schreibstil lies es sich schnell lesen. 

 

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